Piraterie:

Seit Schiffe gebaut werden, gab und gibt es die Piraterie. Das sogenannte „Goldene Zeitalter der Piraterie“ war nur sehr kurz und fand etwa 1690-1730 statt. Bereits in der Antike wurde von allen seefahrenden Völkern Piraterie betrieben. Über die Kiliken ( heutige Türkei) und die skandinavischen Wikinger waren sie nur oft unter anderen Namen bekannt.

Bereits im Spätmittelalter wurden die ersten Kaperbriefe ausgestellt, die es gestatteten, Schiffe bestimmter Nationalitäten im Namen der jeweiligen Krone zu plündern. So kam es im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts auch in Nord- und Ostsee zu einem bedeutenden Anstieg der Piraterie. Die sogenannten „Likedeeler“ bedrohten und schädigten den Handel der Hanse zeitweilig ernsthaft. Auf diese demokratisch Beute verteilenden Piraten gehen Teile des späteren Piraten-Kodex zurück.

Die karibischen Piraten haben ihren Ursprung zum grössten Teil in den Bukanieren. Ursprünglich waren das Jäger auf der Insel Haiti/Dominikanische Republik. Der Begriff stammt vom französischen „boucan“ für „Räucherhaus“, da die Bukaniere in diesen Häusern das erbeutete Fleisch räucherten und verpackten. Nachdem die Region zunehmend unter den Spaniern zu leiden hatte, taten sich die Bukaniere mit Deserteuren, entflohenen Sklaven und Gesetzlosen zusammen und begannen, mit kleinen Überfällen in Küstennähe ihre Geldbörsen etwas aufzubessern. Die Bukaniere wurden später sogar von englischen Freibeutern wie Drake oder Morgan regelrecht für größere Raubzüge angeworben, um die Kampfkraft gegen die spanischen Besetzungen zu erhöhen.

Zu den Bukanieren gesellten sich viele amerikanische, englische und französische Seeleute, die aufgrund der damals politisch und sozial unerträglichen Situation ihr Glück auf See suchten. Getrieben von ihrem starken Verlangen nach Freiheit, Abenteuer und Reichtum plünderten sie die Küsten von Nord- und Südamerika und Afrika. Für ein Handelsschiff wurde es praktisch unmöglich, einen Hafen ohne Eskorte oder im Konvoi zu verlassen

Die Karibik wurde zu Piratenland. Viele kleinere Häfen akzeptierten „Piratengeld“ und waren dankbare Abnehmer für Waren, über deren Ursprung keine genauen Fragen gestellt wurden.

Daneben existierten natürlich ein paar bis heute berühmte Piratenschlupfwinkel. An erster Stelle die kleine Insel Tortuga, nördlich von Haiti gelegen.

Das jamaikanische Port Royal war das Zentrum der karibischen Handelsrouten. Gewaltige Geldmengen flossen durch diese Stadt, und sie war voller Tavernen, Bordelle und Rum-Läden. Natürlich wurde sie auch zum bevorzugten Gebiet für Piraten, die hier manchmal ihre gesamte Beute in einer einzigen Nacht durchbrachten. Manche Leute nannten Port Royal “die sündhafteste Stadt der Erde”. Im Juni 1692 fand hier ein furchtbares Erdbeben statt, und Port Royal versank buchstäblich im Meer (und nahm, nebenbei erwähnt, auch Sir Henry Morgans Grab mit sich). Prediger sprachen bald schon davon, daß Gott diese Stadt des Lasters bestraft hätte.

Nassau auf den Bahamas war manchmal spanische und manchmal englische Kolonie, aber zu Beginn des 18. Jahrhunderts herrschte hier eine Piraten-Republik. Ein Piratenkapitän namens Thomas Barrow war der selbsternannte Anführer, und manche sagten sogar, daß die Stadtbevölkerung aus nichts anderem als Piraten und ihren Gefolgsleuten bestand. Manchmal lagen über 500 Piratenschiffe zu gleicher Zeit im Hafen, und Namen wie Blackbeard und Calico Jack sind mit Nassau verflochten.

Was wir heute von den Piraten wissen, stammt zu grossen Teilen aus der Feder von Daniel Defoe, dem Autoren von „Robinson Crusoe“. Defoe 1724 „A General History of the Robberies and Murders of the most Notorious Pyrates' . Ferner schrieb er 1728 ein weiteres Buch über Piraterie, das unter seinem Pseudonym „Captain Charles Johnson“ veröffentlicht wurde.

Zeitliches:

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts kamen Freibeuter wie Sir Francis Drake und Sir John Hawkins zum Vorschein, um die spanische Vorherrschaft über die Neue Welt und ihre Reichtümer zu brechen. Der Erfolg ihrer Kaperfahrten ermutigten andere, die unbedingt reich werden wollten, nicht als Piraten, sondern als "staatlich anerkannte Freibeuter" spanische Schiffe anzugreifen und zu erobern.

Die Zurücknahme aller Kaperbriefe durch König James I im Jahre 1603 führte zur "Ersetzung" der Freibeuter durch Banden von rechtlosen und gesetzlosen Banden von Bukaniern wie z.B. Sir Henry Morgan mit seiner Mannschaft und der grausame Francois Lollonois. Im späten 16. Jahrhundert begann auch das klassische Zeitalter der Piraterie mit z.B. Captain William Kidd und Henry Avery.

Die klassische Ära der Piraterie setzte sich im 18. Jahrhundert fort, als viele der berüchtigtsten Piraten die Weltmeere unsicher machten. Die beiden Piratinnen Mary Read und Anne Bonny, die zusammen mit Jack Rackham segelten, waren zwischen 1710 und 1720 aktiv, Samuel Bellamy verwüstete die Küsten des kolonialen Amerika von 1716 - 1717, und der infame Blackbeard wurde 1718 getötet, nachdem er zwei Jahre lang die karibische Schifffahrt terrorisiert hatte.

Viele Piraten und Freibeuter verschafften sich einen guten Ruf in der amerikanischen Revolution (1775 - 83), da hunderte der kleinen amerikanischen Marine halfen, indem sie die Schiffe der englischen Herrscher angriffen und versenkten. Der gebürtige Schotte John Paul Jones wurde durch seine Aktivitäten im amerikanischen Freiheitskrieg Nationalheld.

Am Anfang des 19. Jahrhunderts waren die Marinestreitkräfte der Staaten nicht mehr auf die Hilfe von Freibeutern angewiesen. Die Einführung von Dampfschiffen, die nicht mehr vom Wind abhängig waren verschafften den Piratenjägern einen entscheidenden Vorteil. 1850 gab es nur noch sehr wenige kleine Piratenmannschaften.

1856 wurde in Paris von den meisten großen Seemächten ein Vertrag geschlossen, der das Ausstellen von Kaperbriefen untersagte. An den Hauptschifffahrtsrouten ist die Piraterie heute so gut wie ausgestorben, aber in Teilen Südostasiens und Teilen der Karibik floriert immer noch das Geschäft.